Warum wir aufhören sollten, beim Gendern von Schlachten, Kriegen und Vergewaltigung zu sprechen
von Michaela Summer
„Schlacht der Geschlechter“, „Krieg der Sternchen“, „Vergewaltigung der Sprache“: Bitte einmal tief durchatmen und verbal abrüsten!
Rund um uns tobe ein „Feministinnen-Krieg“, das Volk gehe „auf die Barrikaden“ und überall wimmelt es angeblich von „Feminazis“. Eltern nehmen ihre Kinder aus einer Schule, weil sie eine Lehrerin als „militante Gender-Aktivistin“ enttarnt hätten. Ein alternder Komiker („Palim Palim“) verkündet, unsere Sprache werde vergewaltigt – wie komisch … Ob Vergewaltigungsopfer diese „Metapher“ auch für zutreffend empfinden? Und vielleicht sollten wir ein paar Flüchtlinge fragen, wie wir uns an der Front des Gender-Kriegs so machen?
Diskussion ist nicht krieg
Wir müssen dringend tief durchatmen. Denken, bevor wir den Mund aufmachen. Wir müssen feinfühliger kommunizieren. Diese Aufregung tut uns persönlich nicht gut, tut uns als Gesellschaft nicht gut und sie tut der Sache selbst nicht gut. Denn Sprache ist mächtig. Wörter wie Krieg und Vergewaltigung wecken Assoziationen, die mit einer sachlichen Diskussion um die deutsche Sprache nicht zusammenpassen – zum Glück! Warum diese künstliche Aufregung?
Eine Meinung zu haben, ist wichtig und gut. Zu diskutieren und Gegenargumente auszutauschen hat mit einem Krieg nichts zu tun. Ein Sternchen in ein Wort einzufügen hat mit einer Vergewaltigung nichts gemein. Es entsteht der Eindruck, viele werden in die Situation gebracht, sich ohne weiterführende Informationen mit Meinung aufzumunitionieren und in eine Schlacht zu ziehen, die es so gar nicht geben sollte.
Sensibler Umgang mit Sprache
Das Thema Gendern ist mittlerweile so schwer emotionsbeladen, dass die erhitzten Gemüter von vornherein blockieren. Dabei gäbe es so viele sachliche Argumente auszutauschen und andere Blickwinkel – interessante Fakten rund ums „generische Maskulinum“, spannende Ideen für eine klare Sprache oder Irrwege beim Gendern, die durchaus ihre Komik hätten. Aber wenn wir weiter Vergewaltigungen und Kriege sehen, wo sie nun wirklich nicht zu verorten sind, dann haben wir einen sensibleren Umgang mit unserer Sprache definitiv noch viel nötiger, als diese vermeintlich militanten Sprachaktivist*innen überhaupt ahnen.
Wer Tipps, Tricks und Infos zum Thema Gendern sucht, findet bei unseren Workshops tatkräftige Unterstützung. Ziel: An einem Tag zu Ihrem professionellen Gender-Leitfaden!